Meine letzten Wochen in Ghana

Veröffentlicht auf von Marina

So, nach zwei Einträgen von meiner Schwester bin nun ich mal wieder an der Reihe, denk ich.

Seit knapp 2 Monaten bin ich nun schon wieder in Deutschland und das war alles andere als geplant… Dazu komme ich aber später.

 

Da ich das letzte Mal einen Tag vor Weihnachten geschrieben habe, werde ich mit einem Bericht von meinem ghanaischen Weihnachten anknüpfen.

Ehrlich gesagt hatte ich ein bisschen Angst vor der Zeit, schließlich war es mein erstes Weihnachten ohne meine Familie. Doch wie es sich herausstellte, war diese Angst vollkommen unbegründet.  Der 24.  fing mit einem gemeinsamen und gemütlichen Frühstück an. Nachmittags wurden Franzi und ich losgeschickt, um Hefe zu kaufen. Das klingt einfach, doch in Ghana ist es das keineswegs. Doch schließlich wurden wir doch noch fündig. Am Heilig Abend haben wir uns gegen den Gottesdienst abends in der Kirche entschieden (wäre einfach zu lang gewesen;)), dafür haben wir eine kleine Andacht, mit der Weihnachtsgeschichte und Gesang, bei uns im Haus gemacht. Wir saßen in einer Runde vor unserem Weihnachtsbaum und bei mir kam sogar ein ganz kleines bisschen Weihnachtsstimmung auf. Danach wurde gegessen. Schon den ganzen Tag haben wir ein bisschen was vorbereitet. Es gab endlich mal wieder Pizza! Käse ist zwar total teuer in Ghana, doch den haben wir uns zu diesem besonderen Anlass geleistet. Außerdem gab es noch ein paar andere leckere Sachen! Nach dem Essen haben wir noch lange gespielt!

Am 1.Weihnachtstag waren Johannes und ich beim Synod Clerk zum Fufu-Essen eingeladen. War total lecker und so haben wir wenigstens ein bisschen ghanaisches Weihnachten miterlebt.

 

Am 2.Weihnachtstag ging es dann auf Reisen. Über Accra ging’s nach Cape Coast, wir sind ungefähr 6-7 Stunden unterwegs gewesen. Dort haben wir ein ganz nettes Hostel bezogen. Am nächsten Tag haben wir das Castle besichtigt, das eins zu den größten Sklavenumschlagsplätzen der Welt gehörte. Eine wahnsinnige Kulisse mit einer traurigen Vergangenheit.

Cape Coast Castle

 

In den nächsten Tagen gehörten die Sklavenburg in Elmina, Strandbesuche und Stadtbesichtigungen zum Programm. Ein Höhepunkt der ganzen Reise war sicherlich der Ausflug in den Kakum-Nationalpark mit Felix und Lisa. Zunächst haben wir die Nacht auf einer nur durch ein Moskitonetz geschützter Plattform mitten im Wald verbracht, am nächsten Morgen wurden wir dann in der Dämmerung von unserem Guide durch den Wald geführt, wo wir Affen gesehen haben. Anschließend ging es noch über den Canopy Walkway, ein in Baumkronenhöhe an Seilen aufgehängter Pfad. Es ist bombastisch, so weit über den Regenwald schauen zu können, noch dazu wenn die Sonne gerade aufgeht.

Die Plattform im Wald. Auf dem Bild sind Lisa und Felix.Blick über den WaldIch auf dem Canopy Walkway.


 Einen Tag später war auch schon Silvester, was wir auch in Cape Coast gefeiert haben. Wir waren in einem Restaurant bzw. einer Bar direkt am Meer. Leider hat es aber um Mitternacht geregnet. Da ist man schon mal zu Silvester in Ghana und dann so was;) Es war aber trotzdem schön. Ach ja, kurz bevor wir zur Party gegangen sind wurde ja noch mein Handy geklaut, wie ihr aus dem Eintrag von Annika erfahren habt. Wir waren irgendwo in Cape Coast unterwegs und wollten was zu Essen suchen, eine Chopbar oder so. Nebenbei habe ich eine SMS geschrieben (lieben Gruß an Jonathan, die sollte an dich gehen;)), dadurch war ich ein bisschen hinter den anderen. Irgendwann bemerkte ich einen Mann, der neben mir herging. Ich dachte mir aber nichts dabei. Doch plötzlich riss der mir mein Handy aus der Hand und rannte nach hinten weg. Mit meinem Handy… Den Ghanaern um mich herum war das total peinlich, dass einer von ihnen mich beklaut hat. Es war natürlich total ärgerlich, aber ich bin froh, dass ich mir kurz vor meiner Abreise in Deutschland noch ein recht einfaches Handy gekauft habe. Auf den Schrecken haben wir dann erstmal lecker gegessen;)

von links nach rechts: Lisa, Felix, ich, Johannes und Anja


Im neuen Jahr sind dann Lisa, Felix, Johannes und ich gegen Mittag weiter Richtung Westen, genauer gesagt nach Busua, aufgebrochen. Dort sind wir zwei Tage geblieben und haben’s ganz ruhig angehen lassen. Wir waren viel am Strand und haben nichts groß getan. Am 3.Januar ging es in die Green Turtle Lodge, die unter uns Volunteers total bekannt ist. Wenn man dort ist kommt man sich vor, wie am Ende der Welt. Man fährt eine Weile über holprige Straßen, nach einer ganzen Zeit Nichts kommt man zu diesem Traumort. Man wohnt nur ein paar Meter vom Strand entfernt in kleinen Rundhütten. Idylle pur. Dort ist Lena auch wieder zu uns gestoßen. Wir haben im Meer gebadet, Volleyball und Gesellschaftsspiele gespielt oder einfach nur den Ausblick genossen.

Beachvolleyball Monopoly am StrandBlick auf den Strand


Wir dachten eigentlich es kann nicht schöner werden, doch da haben wir uns getäuscht. Ein paar Tage später bin ich mit Johannes und Lena noch ein Stückchen weiter nach Westen, nach Beyin gefahren und dort haben wir eine Traumunterkunft bekommen. Eine kleine Hütte, wirklich direkt am Strand. Wir konnten’s zunächst gar nicht glauben, noch dazu zu einem wahnsinnig günstigen Preis.

In der zweiten Hütte haben wir geschlafen!Johannes und Lena freuen sich über "unser" Domizil;)


 

Den Abschluss unserer Reise sollten ein paar Tage in Kumasi bilden. Dort habe ich mir endlich ein neues Handy gekauft. Sehr beeindruckend in dieser Stadt ist die riesen Trotro-Station und außerdem der große Central Market, welcher etwa 14 Fußballfelder groß sein soll. Unglaublich, so riesig und chaotisch wirkend, und doch funktioniert er. Ich habe keine Ahnung wie;)

Die Trotro-Station in Kumasi. Sieht ganz schön chaotisch aus, was?! Aber das ist Chaos mit System;)Ein kleiner Ausschnitt vom Markt.



Spontan entschlossen Johannes und ich uns noch, einen Abstecher nach Agogo zu machen, wo Anja und Lena leben. Am 10.Januar ging es dann nach einem Pfannkuchenfrühstück zurück nach Ho. Eigentlich sollte es auch zurück in den dort gewonnenen Alltag gehen, doch soweit sollte es nicht mehr kommen.

 

Am 11.Januar fing es morgens an mit Nackenschmerzen, mit der Zeit kamen andere Krankheitssymptome hinzu. Am 22.Januar entschied der Arzt in Ho, dass es das Beste wäre nach Deutschland zu fliegen. Nach ein paar für mich unendlich erscheinenden Tagen in Accra im Krankenhaus wurde ich am Sonntag, den 25.Januar, vorzeitig nach Hause geflogen. Ich hatte genau die Hälfte geschafft…

Ich wäre gerne zurückgegangen, doch das ist mir aus medizinischer Sicht leider nicht möglich.


An dieser Stelle möchte ich einigen Menschen danken.

Zunächst „Danke“ an alle meine Unterstützer. Danke, dass ihr mein Vorhaben und auch das Freiwilligenprogramm der Norddeutschen Mission unterstützt habt.

Außerdem danke ich allen, die mir in der Zeit geschrieben haben. Ich habe so viele nette Worte gehört und gelesen. Diese haben mir immer wieder Kraft gegeben.

Besonderen Dank möchte ich meiner Familie aussprechen. Ihr seid der Hammer! Ihr habt so für mich gekämpft und mich unterstützt. Vor meiner Auslandszeit, während dieser und besonders auch in der Zeit, als ich krank war. Danke!! Ich habe euch sehr lieb! Am Freitag wärd ihr eigentlich nach Ghana gekommen. Schade, ich hätte euch sooo gerne am Flughafen empfangen und euch "meine Welt" gezeigt.

    Und noch eine Person darf ich auf gar keinen Fall vergessen: Johannes. Ich finde, wir hatten eine super Zeit in Ghana, die ich nie vergessen werde. Es war manchmal nicht leicht dort, am Anfang mussten wir lernen, uns in einer völlig neuen Umgebung zurecht zu finden, aber ich bin der Meinung, dass wir das zusammen recht gut gemeistert haben! Außerdem warst du (und deine Familie) in der Zeit, als ich krank war, eine große Stütze! Ohne dich wäre das Ganze sicherlich nicht so gut gelaufen! Danke für alles! Ich freu mich schon, dich im Sommer wieder zu sehen!

 

So, das war’s nun. Ich bin froh, dass es mir wieder so gut geht.

Doch manchmal ist es auch sehr schwer zu akzeptieren, dass alles vorbei ist. Ghana war schon lange ein Traum und etwas wo ich drauf hinarbeiten konnte. Nun ist die Zeit vorbei und das mit einem so plötzlichen Ende…

Trotz diesem Abbruch, möchte ich die Zeit nicht missen. Ich habe wahnsinnig viele Erfahrungen gemacht und ich glaube, auch einiges über mich gelernt. Außerdem habe ich tolle Leute kennen gelernt. Die Zeit war nicht immer leicht, doch denke ich, dass im Nachhinein das Positive überwiegt. Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe.

 

Ich hoffe, ihr hattet Freude an meinen Einträgen und konntet mein Leben dort ein bisschen verfolgen und meine Erlebnisse etwas nachempfinden.

 

Macht’s gut!

 

Eure Marina

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